Online und Offline Flagge zeigen
Sehr pauschaliert lässt sich heute die Handelslandschaft in zwei Lager aufteilen: die klassischen Offline-Händler und die modernen Online-Händler.
Hinzu kommt dann noch die Mischform der Händler die verstanden haben, dass - wie meist im Leben - die Grundlage zum Erfolg nicht in der Absolutheit sondern viel mehr in der Verhältnismäßigkeit (auch Relativität) zu finden ist.
Immer mehr Mitglieder beider Lager unternehmen daher den Schritt ins jeweils andere um für ihre Kunden da vertreten zu sein wo es für diese sinnvoll und erforderlich ist (Multi-Channel). An dieser Stelle sollen stellvertretend hierfür nur zwei Beispiele aus dem Bereich der jeweiligen Big-Player angeführt werden:
Amazon, der aktuell größte Online-Händler hat begonnen erste stationäre Shops einzurichten um auch vor Ort für seine Kunden erreichbar zu sein und insbesondere um diesen einen kurzfristigen Zugriff auf seine Waren zu ermöglichen.
Media Markt / Saturn die deutschlandweit größten stationären Handelsketten für Elektronik haben viele Jahre das Internet als Vertriebsweg schlichtweg ignoriert. Das hat die jeweiligen Geschäftsführer ihren Job gekostet. Heute vertreiben beide Händler sowohl stationär als auch online ihre Waren sehr erfolgreich.
Nehmen wir einmal genauer in Augenschein wie ein Verbraucher sich heute über Produkte und deren Bezugsquellen informiert so fällt sofort auf, dass hierfür inzwischen das Internet zum zentralen Informationskanal geworden ist. Suchmaschinen - Google besitzt hier eine überwältigende Dominanz - spielen dabei eine ausschlaggebende Rolle. Aber selbst Google hat inzwischen erkannt, dass für den User gerade Angebote die mit seinem Standort korrelieren von hoher Bedeutung sind. Getreu dem Motto 'All business is local' zeigt Google daher bereits seit 2012 verstärkt lokale Suchergebnisse an. Für den lokalen Händler bedeutet dies jedoch nicht, dass er sich jetzt entspannt zurücklehnen kann.
Im Gegenteil!
Waren vor Jahren noch das Telefonbuch und die Gelben Seiten das wichtige Medium einer Präsenz für einen stationär tätigen Unternehmer, so muss er heute dafür Sorge tragen im Internet überhaupt präsent zu sein um dort von den Suchmaschinen auch gefunden zu werden.
Immer wieder steht das Argument stationärer Händler im Raum, dass Verbraucher sich sehr oft im Ladengeschäft informieren um dann im Internet kostengünstiger einzukaufen. Dass es diese Käuferschicht gibt kann sicherlich nicht geleugnet werden. Aber deutlich größer ist inzwischen die Käuferschicht, die sich im Internet über Produkte und Anbieter informiert um dann vor Ort - beim lokalen Händler - einzukaufen. Faktoren wie Service, Einkaufserlebnis und der persönliche Kontakt sind hierfür oft ausschlaggebend.
Aus dieser Sicht bestehen heute für einen Händler um sein Überleben erfolgreich zu sichern sowohl Anforderungen an sein Verhalten am POS (Point of sale / Ladengeschäft vor Ort), als auch an seine Präsenz im Internet. Immer wichtiger wird aber, dass er in beiden Vertriebskanälen präsent ist und 'Flagge zeigt'.
Wie so oft besetzt in diesen Dingen wieder einmal die USA die Vorreiterrolle. Aber auch in Ländern wie Japan und Korea ist die Trennung zwischen stationärem Handel und Online-Handel schon längst gefallen. Multi-Channel, Omni-Channel und No-Line heißen die Fachbegriffe nach denen dort bereits seit langem die Handelswelt tickt. Die meisten Unternehmer haben das verstanden; Deutschland ist in dieser Hinsicht noch 'Entwicklungsland'.